Samstag, Oktober 07, 2006

Erste Woche England

Was ich bisher über England gelernt habe (erste Woche):

1. Trotz der nahezu völligen Freigabe der Ladenöffnungszeiten ist es nahezu unmöglich vor 9.00 und nach 18.00 was zu kaufen. Alle Läden bis auf ein paar kleine Klitschen und Tankstellen sind zu. Und von der Klitsche (in der es polnische Waren gibt, die aber von Afganis geleitet wird) hat man mir abgeraten, weil sie angeblich schon 2x ausgeraubt wurde. Vielleicht weil sie als einzige offen hatte?

2. Der wichtigste Grundsatz im Kapitalismus: Im freien Markt bestimmt die Nachfrage den Preis des Angebotes. Wenn gerade Scheisse nachgefragt wird, dann wird Scheisse zum Preis von Gold verkauft, solange es Leute gibt, die es trotzdem kaufen. Wenn jeder Wohnungen braucht, kann auch eine Hundehütte für über 100 000 Pfund verkauft werden. Und für 10m^2 kann man auch 500 EUR fuer 2 Wochen verlangen. Die billigste Wohnung kann man fuer 600 Pfund KALT mieten, dazu kommen nochmal mind. 200 Pfund Nebenkosten. Und das alles in Bracknell! Und da sagt man noch München wäre teuer. Die Gehälter sind nicht viel höher als in Deutschland, weiss allerdings nicht, wie viel an Steuern abgerechnet wird

3. In der Arbeit kleiden sich die Leute ordentlicher als in Deutschland, ich schätze das ist reine Angewohnheit aus den Schulzeiten, ich komme mir vor wie in einem Dilbert-Comik. Die gängigen Klischees über Marketing und Chefsekretärinnen funktionieren hier viel besser. Working nine to five ist recht strikt, aber ich bekomme Emails, die um 10 Uhr abends geschrieben wurden, von zu Hause aus

4. Volvic with touch of fruit könnte man in Deutschland auch als Fanta mit neuer Geschmacksrichtung verkaufen. Ansonsten kann man sich hier auch gut und gesund ernähren, habe noch keine Fish'n'Chips Bude gesehen. Das bisher bestschmeckendste war der Tee aus dem Automaten. Würde gerne den ganzen Automaten abbauen und mitnehmen

5. Zum Glück sind in Deutschland die neuen Städte alá Eisenhuettenstadt am Absterben. Gegen Bracknell ist selbst Pforzheim eine altwürdige Schönheit mit sehr attraktivem Stadtkern und sprudelndem Leben. Von der Einwohnerzahl sind die beiden Städte durchaus vergleichbar, allerdings gibt es schon einen Grund warum meine Kollegen, die schon jahrelang in meiner Firma arbeiten, ausser dem Bahnhof noch nie was Bracknell gesehen haben

6. Ich schätze die Engländer haben immer noch Verschlüsselungeinrichtungen seit dem 2. Weltkrieg nicht abgeschaltet, ich kriege keinen von meinen beiden Laptops in ein Funknetzwerk eingeloggt. Die Handies funktionieren, aber da gibt es eine natürliche Verschlüsselung, wenn zwei Engländer sich schnell und nuschelnd unterhalten, versteht man eh nichts

7. Die Chinesen in England sind komplett anders als die Chinesen in Deutschland. Während ich im deutschen Wohnheim kaum Kontakt zu ihnen aufbauen konnte, sind sie hier sehr offen und kontaktbereit, einer hat mir angeboten eine WG aufzumachen

8. Die englischen Taxifahrer sind die lustigsten Menschen, die ich bisher getroffen haben. Die Monty Pythons muessen vorher Taxifahrer gewesen sein. Das Service-Personal ist viel freundlicher als in Deutschland (ausgenommen Makler-Agenturen, die können es sich leisten arrogant zu sein)

9. Englisches Fernsehen (vor allem öffentlich-rechtliches) ist besser als deutsches, kommen ihrem populär-wissenschaftlichem Bildungsauftrag viel eher nach, was irgendwas nervtötend wird, dass jede halbwegs spektakuläre Sequenz mind. 10 Mal gezeigt wird. So kann man 10 min Sendematerial auch auf eine Stunde aufblasen

10. Warum regen sich die Bayern über Popetown auf? Sie haben Father Ted noch nicht gesehen. In der letzten Folge ging es darum, wie ein Pfarrer die ganze Zeit versucht einem Bischof in den Hinteren zu treten. Angeblich ist das eine irische Serie. Kann ich mir nicht vorstellen.

11. Habe noch keine hübsche Engländerin getroffen. Wohlgeformt, ja, so zum Hinterherschauen, aber hübsch? Bin vielleicht zu München-verwöhnt? (Update: War in englischer Disco, es gibt auch huebsche Englaenderinnen)

12. Es gibt hier offenbar eine bisher unbekannte Tierart die ich auf den Namen Kuehlschrank-Polar-Maus taufe. Jedes Mal wenn ich ein Stueck Kaese in den WG-Kühlschrank lege, ist es am nächsten Tag nicht da. Muss mal Maeusefallen auslegen.

13. In der Disco bieten die Tuersteher einem Kaugummi an und achten peinlichst genau darauf, dass niemand mit einem Bier in der Hand die Tanzfläche betritt. Die Frauen sind alle etwas offenherzig angezogen (um das böse Wort nuttig zu vermeiden). Da man in High-heels nur bedingt tanzen kann, ziehen sie sie aus und tanzen barfuß.

14. Black pudding moeglichst vermeiden. Das ist eine sehr trockene Blutwurst, schmeckt leicht nach nichts Die Wildschweinwuerstchen sind aber lecker.

Das reicht mal für die erste Woche

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